Im Rahmen des 24. Workshops „Technologiegetriebene Veränderungsprozesse“ des Competence Centers E-Commerce am 13. Juni 2019 in Soest, präsentierte Tobias Kaulfuß, Vorstandsvorsitzender der citadelle systems AG und Geschäftsführender Gesellschafter der citadelle digital GmbH, seine acht Thesen zum Stand der Digitalisierung im Mittelstand. https://ccec-online.de/blog/2019/05/30/ccec-24-workshop/
Rund 60% der Beschäftigten in Deutschland arbeiten in KMU, sie sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern bieten 80% aller Ausbildungsplätze an – sie bilden unsere zukünftigen Arbeitskräfte aus. Die KMU-Landschaft ist heterogen und Organisationen bieten mehr Zusammenhalt, sind traditioneller und in Familienbesitz. Das Risikoprofil von KMU ist eher auf Sicherheit ausgerichtet – weniger Hunger nach Innovation. Sie haben jedoch die Fähigkeit, sich mit Kraft zu bewegen, sobald eine Entscheidung getroffen wurde.
Hier sind seine acht Thesen zur Digitalisierung:
- Digitalisierung ist nicht „mehr vom Gleichen“. Es geht heute nicht mehr nur um digitale Prozesse, sondern um neue digitale Geschäftsmodelle (vgl. https://citadelle.digital/digital-transformation/)
- Digitalisierung ist kein Fluch, sondern ein Fakt des Lebens. Man muss sich mit dieser Entwicklung auseinander setzen, ob man nun will oder nicht. Die Auswirkungen treffen alle Branchen und wenn sich dies unangenehm anfühlt, dann hat das vielleicht auch einen guten Grund, den es zu ergründen gilt.
- Digitalisierung ist keine Strategie. Ohne ein Ziel ist Digitalisierung in sich keine Strategie. Erst muss das Ziel definiert werden und Digitalisierung ein Weg dorthin sein, dann lohnen sich entsprechende Projekte.
- Digitalisierung ist vielleicht nicht die drängendste Herausforderung. Wenn ein Unternehmen ums Überleben kämpft, ist Cash Management ggf. wichtiger als ein Hoffnungsschimmer durch neue, hippe Digitalprojekte.
- Digitalisierung ist eine leere Hülle bis man sie mit Leben füllt. Für jedes Unternehmen, jede Branche, jede Organisation ist Digitalisierung etwas anderes. Die Herausforderungen sind stets unterschiedlich, so dass die leere Worthülse erst adaptiert werden muss, um erfolgreich im Einzelfall zu sein.
- Digitalisierung ist ein Veränderungsprozess. Die größte Herausforderung mag gar nicht die Innovationsfähigkeit sein, sondern die schlussendliche Implementierung der Digitalisierung im Unternehmen. Um Buy-in in der Organisation für die damit einhergehende Veränderung zu erhalten, kann entweder eine positive Vision formuliert werden oder der Status Quo als eine brennende Plattform dargestellt werden. Somit ergibt sich ein positiver oder ein negativer Anlass sich auf die Reise zum neuen Zielzustand zu begeben. Angst und Sorgen sind in diesem Prozess normal und müssen ernst genommen werden.
- Digitalisierung ist erst der Anfang. Wir bewegen uns im Rahmen der Digitalisierung auf neue Wirtschaftszweige zu und spüren die Effekte in allen Bereichen des Lebens. Dabei kommt es stets auf den Startpunkt an. Bei gut ausgebauter Infrastruktur von Geldautomaten z.B. ist die Bargeldversorgung gesichert und man kann lange dabei bleiben. Ohne diese ist der Weg für mobile Bezahlmöglichkeiten von vornherein geebnet.
- Digitalisierung ist nicht irgendwann, sondern jetzt. Wir dürfen Digitalisierung also nicht als vorübergehendes Phänomen ansehen und sollten ebenso anerkennen, dass diese jetzt stattfindet. Neue digitale Geschäftsmodelle wie Plattformen sind heute Milliarden wert und degradieren durch ihren direkten Endkundenzugang althergebrachte Dienstleister wie Taxis oder Hotels zu Sub-Dienstleistern.